Strategischer Doppelschlag: Warum Schwarz-Gruppe & DFL bei Dyn Media einsteigen und was das mit Walmart & Amazon zu tun hat

Der Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und der DFL bei Dyn Media ist ein Signal: Ein deutscher Retail-Gigant und die wichtigste Sportinstitution des Landes beteiligen sich an einer Streaming-Plattform und damit direkt an der Content-Distribution der Zukunft.

Dyn wurde 2022 von Ex-DFL-Chef Christian Seifert und Axel Springer gegründet und fokussiert sich auf Handball, Basketball, Tischtennis & Co. Nun beginnt die „nächste Phase der Unternehmensentwicklung“. Frisches Kapital fließt in Plattformausbau, Inhalte und Technologie. Doch der Einstieg ist mehr als ein Investment – er ist strategisch.

🎯 Warum beteiligt sich die Schwarz-Gruppe?

  • Zielgruppenzugang: Lidl & Kaufland erreichen Millionen sportaffine Haushalte. Über Dyn entsteht ein neuer Direktkanal – ins Wohnzimmer der Kund:innen.

  • Synergien mit Eigenmarken: Denkbar sind TV-zentrierte Werbeformate, Produktplatzierungen, exklusive Rabattaktionen oder sogar shoppable Ads im Livestream.

  • Enfluss auf Distributionsverträge: Lidl ist tief im Sport verankert etwa als Handball-Sponsor. Als Sponsor und Dyn Mitgesellschafter könnte Schwarz bei künftigen Rechte Ausschreibungen bei den Distributionsdeals Einfluss nehmen.

  • Technologiekompetenz: Mit Dyn erhält Schwarz Zugang zu Streaming-Tech, Userdaten, Abo-Logik und digitaler Monetarisierung – Know-how, das im Retail ebenfalls immer wertvoller wird.

📈 Internationale Vorbilder: Wenn Retail auf Media trifft

Der Move ist kein Einzelfall weltweit suchen Händler Nähe zu Medienplattformen:

  • Walmart → Vizio (USA): 2024 wurde für 2,3 Mrd. USD der Smart-TV-Hersteller übernommen – samt Zugriff auf TV OS, ACR-Daten und AdTech-Infrastruktur. Ziel: Retail Media über den Big Screen skalieren. Wir sprechen darüber in Folge 83 des TV-Helden Podcast.

  • Rakuten (Japan) → Viki & OTT-Angebote: Aufbau eines internationalen Streaming-Ökosystems mit E-Commerce-Verzahnung.

  • Amazon → Fire TV OS: Mit eigener Hardware und TV OS erschloss Amazon das Wohnzimmer und die direkte Anbindung an seinen Commerce-Kosmos.

⚽ Die DFL und die Selbstvermarktung

Auch die DFL denkt strategisch: Der Einstieg bei Dyn (6,5 %) ist eine Drohung. Sollte die nächste Medienrechtevergabe erneut unter Druck geraten (wie aktuell in Österreich), könnte Dyn die D2C Plattform der DFL werden. Bisher wurden solche Selbstvermarktungsfantasien in Deutschland nicht ernst genommen. Mit Dyn zieht eine solche Drohung. Allerdings zeigt gerade doe französische Fussball-Liga wie man es nicht machen sollte. Bisherige Lizenznehmer konnten nicht mehr oder wollten nicht mehr und so wurde die Liga in die Selbstvermarktung gezwungen. Der bisherige Partner Canal Plus hat seit seiner Gründung im Jahr 1984 Rechte der Ligue 1 gehalten und zusammengerechnet allein seit der Saison 2003/04 über neun Milliarden Euro in die französische Liga investiert. Das entspricht über 450 Millionen pro Spielzeit. Die Liga vergab allerdings in der letzten Rechteperiode an NewComer und stieß Canal+ enorm vor den Kopf. Diesen Monat kam die Retourkutsche des PayTV Anbieters. Canal+ hat angekündigt, sich aus der Verbreitung des künftigen, 100%igen Ligue-1-Kanals zurückzuziehen, der für die nächste Saison geplant ist. Dies ist ein schwerer Schlag für die Profiliga.

Fazit: Retail + Media = Zukunftsmodell?

Die Beteiligung von Schwarz und DFL bei Dyn zeigt: Sport ist mehr als Content – er ist Infrastruktur, Plattform und Zielgruppen-Magnet zugleich. Wer hier früh einsteigt, sichert sich Reichweite, Daten und Monetarisierungshebel. Dyn wird damit zum Experimentierfeld für neue Konvergenzen zwischen Handel, Medien und Technologie – und Deutschland zum Labor eines globalen Trends.